Am vorletzten Spieltag kam es zum Gipfeltreffen der Stadtliga Leipzig: die Zweitvertretung der BSG Chemie empfing den Spitzenreiter SV Lindenau 1848 in Leutzsch. Nur ein Sieg hielt für die Chemiker die Restchance auf die Meisterschaft in Leipzig’s höchster Spielklasse offen, denn der Tabellenführer kam mit 6 Punkten Vorsprung ins Leutzscher Holz. Wir nehmen es hier vorweg: die 1848er triumphierten am Ende nach 106 (!) elektrisierenden Spielminuten und sind neuer Leipziger Stadtmeister…
Die Lindenauer legten vor den lautstarken mitgereisten Anhängern los wie die Feuerwehr und gingen bereits in der 1.Spielminute durch Torjäger Peter Pöschel mit 1:0 in Führung. Die Chemiker waren bemüht und suchten nach der schnellen Antwort. Die beste Möglichkeit war ein Freistoß auf der Strafraumgrenze, den Sudarski im Lindenauer Tor aufmerksam parierte. Auf der Gegenseite wurde Oehlmann unsanft im Sechzehner mit gestrecktem Bein gelegt, so dass es folgerichtig Strafstoß gab. Peter Pöschel verwandelte sicher zum 2:0 für die Gäste und die blau-weißen Fans waren nun restlos aus dem Häuschen.
Auch die Chemiker durften dann vom Elfmeterpunkt ran: nach Foulspiel gab es unmittelbar vor der Pause auch auf der Gegenseite Strafstoß, den die BSG zum 1:2 nutzte. Nicht mal eine Minute später glichen die Grün-Weißen gar aus, als Robert Pöschel den Ball wohl noch vor der Linie klärte, aber der Unparteiische intuitiv auf Tor entschied. Ein Nackenschlag mit dem Halbzeitpfiff für die 1848er, die binnen weniger Sekunden eine 2-Tore-Führung verspielt hatten…
Nach dem Seitenwechsel hatten beide Teams zunächst eine Großchance in Führung zu gehen. Peter Pöschel scheiterte für die Lindenauer und auf der Gegenseite war erneut Sudarski auf dem Posten und verhinderte den Rückstand. Die Chemiker waren weiterhin bemüht und versuchten alles, aber mit zunehmender Spieldauer merkte man der BSG die schwindenden Kräfte bei hochsommerlichen Temperaturen an.
Nach schönem Angriff behielt Peter Pöschel die Übersicht und legte auf Ennio Morandi ab, der den Keeper umkurvte und abgezockt zum 3:2 für die Gäste einschob. Chemie musste nun alles riskieren und blieb hinten anfällig. Breithaupt hatte dann die Chance zur Vorentscheidung, scheiterte aber am BSG-Schlussmann. Dieser kollidierte im Anschluss mit einem Verteidiger und musste ausgewechselt werden, erholte sich aber glücklicherweise draußen recht schnell vom Zusammenprall.
Nach klarem Foul des neuen Torhüters an Morandi hätten die Lindenauer den zweiten Elfer bekommen müssen. Warum der Schiedsrichter in dieser Situation weiterspielen ließ, wird sein Geheimnis bleiben. Den Chemiker fehlte es gegen die leidenschaftlich verteidigenden Gäste an Durchschlagskraft und so blieben die meisten Versuche auf den Ausgleich glücklos. Stattdessen trafen die Gäste auf der Gegenseite: eine Flanke von Robert Pöschel drückte Jakob Ratzlaff per Kopf zum 4:2 über die Linie und befreite damit die Lindenauer samt Anhang.
Die mitgereisten Lindenauer Fans hatten ihr Kommen nicht bereut und feuerten die Jungs in blau bis zum Abpfiff an. Trotz reichlich Nachspielzeit passierte bis zu selbigem nichts mehr und es blieb beim 4:2-Sieg für die 1848er.
Nach Abpfiff lagen sich die Lindenauer Spieler und Trainer in den Armen und man sah die ein oder andere Träne. Das Team hatte sich für eine tolle Saison belohnt und wurde vom blau-weißen Anhang zurecht gefeiert.
Bier- und Sektduschen durften bei so einem Erfolg natürlich nicht fehlen und so wurde der Lindenauer Trainerstab ordentlich nass gemacht…
Fazit: Lindenau krönt sich nach einer herausragenden Stadtliga-Saison zum Leipziger Stadtmeister und spielt kommende Saison erstmals in der Landesklasse Nord. Ein toller Erfolg für den Verein und Belohnung für kontinuierliche Arbeit. Ausdauer und Bodenständigkeit über Jahre hinweg haben sich nun ausgezahlt. Am kommenden Samstag geht es zum letzten Ligaspiel zur SG LVB, wo der FVSL den Meisterpokal überreichen wird. Eine Woche später trifft man sich erneut mit der BSG Chemie. Dann im Stadion am Bad in Markranstädt zum Endspiel um den Leipziger Stadtpokal…
Lindenau: Sudarski – Kampka, Bohle, R.Pöschel, Schlatt – Herbst (65. Gano), Winderlich, Stämpfli, Oehlmann (65. Breithaupt) – Morandi (96. Binner) – P.Pöschel (80. Ratzlaff)
Ohne Einsatz: Reher, Klemm, Müller-Schumann
Fotos: Ronny Luksch